In diesem Bereich soll der Bahnsteig für die Regio-S-Bahn in Ummendorf gebaut werden: SPD-Abgeordneter Martin Gerster (v. l.), Bürgermeister Klaus B. Reichert, Thomas Freitag (DB Immobilien) und Reiner Neumann (Modus Consult) können nun wieder hoffen, dass es so kommt. (Foto: Ioannis Tagos)

Wie gerade noch das Scheitern der Regio-S-Bahn für Ummendorf verhindert wurde

In der Schwäbischen Zeitung Biberach berichtete Gerd Mägerle am 20. Oktober:

Ummendorf – Man stelle sich das einmal vor: Da geht 2025 die schon seit Jahren diskutierte Regio-S-Bahn in Betrieb. In Ummendorf halten die Züge aber nicht, weil das Grundstück, auf dem der Bahnsteig gebaut werden sollte, von der Deutschen Bahn (DB) an Dritte verkauft wurde, ohne dass es jemand gemerkt hat. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Zumindest fast.

Der Schweiß habe ihm auf der Stirn gestanden, sagt Ummendorfs Bürgermeister Klaus B. Reichert, als im Sommer ein Schreiben bei der Gemeindeverwaltung einging, in dem die Deutsche Bahn pflichtgemäß darüber informierte, dass eine ansässige Spedition im Bereich Ummendorf östlich der Bahnlinie Ulm – Friedrichshafen für den Eigenbedarf alle Gleisanlagenbereiche gekauft habe, die die Bahn nicht für den Fahrbetrieb der Bahnlinie benötigt. „Darunter befand sich auch ein Teil des Geländes, das benötigt wird, um auf dieser Seite der Gleise den Bahnsteig für den künftigen S-Bahn-Haltepunkt zu bauen“, sagt Reichert.

Wie es dazu kommen konnte, war ihm in diesem Moment schleierhaft. Klar war ihm hingegen sofort, dass dieser Verkauf – sollte es dabei bleiben – sämtliche Pläne in Sachen Mobilitätswende für Ummendorf zunichte machen würde. „Der geplante S-Bahn-Anschluss ist unser Tor zur Welt hinaus, der uns eine riesige Verkehrsentlastung bringen würde.“ Denn an den Haltepunkt knüpft die Gemeinde ein Gesamtkonzept für alle Verkehrsarten, bei dessen Planung sie von Reiner Neumann vom Büro Modus Consult unterstützt wird.

Schon vor etlichen Jahren hat die Gemeinde Ummendorf ein Grundstück bei der Grüngut-Annahmestelle in der Nähe des geplanten Bahnsteigs gekauft: Dort sollen Bushaltestellen, Parkplätze sowie Fahrradständer für S-Bahnreisende entstehen. Auch die in diesem Bereich verlaufende Brücke über die Kreisstraße ist bereits so ertüchtigt, dass Fußgänger sie zum Überqueren der Gleisanlagen nutzen können. „Das Ganze war ein riesiger Kraftakt für uns“, so Reichert. Dass die notwendige Fläche nun plötzlich weg war, sei „eine Katastrophe für die Gemeinde gewesen“.

Der Bürgermeister hatte bereits eine Rechtsanwältin kontaktiert, um die Ummendorfer Interessen in dieser Sache zu wahren. Schließlich sei es Gemeinderatsmitglied Simon Özkeles gewesen, der vorgeschlagen habe, seinen Parteigenossen, den Biberacher SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Gerster, in die Sache einzuschalten, erzählt Reichert. Unter dem Betreff „Bahnhaltepunkt Ummendorf gefährdet“ verfasste Gerster am 10. Juli umgehend ein Schreiben an Richard Lutz, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn, und schilderte den Sachverhalt. Es dauerte nur wenige Tage, da lag die Antwort von Thorsten Krenz, dem Generalbevollmächtigten der DB für Baden-Württemberg, vor.

Offensichtlich seien die Planungen des Regionalverbands Donau-lller bezüglich des Neubaus eines Bahnhalts in Ummendorf zum Zeitpunkt des Flächenverkaufs bedauerlicherweise weder der DB Netz AG noch DB Immobilien bekannt gewesen, schreibt Krenz. Dies muss allerdings insofern verwundern und stutzig machen, weil über das Projekt Regio-S-Bahn bereits seit Jahren intensiv, auch mit Vertretern der Bahn, diskutiert wird. Warum das beim Verkauf der Fläche in Ummendorf niemandem bewusst gewesen sei, könne er auch nicht erklären, sagt Thomas Freitag (DB Immobilien) nun bei einem Pressetermin im Ummendorfer Rathaus.

Der DB-Generalbevollmächtigte Krenz riet in seinem Schreiben, dass die Gemeinde umgehend ihr Vorkaufsrecht für die benötigten Flächen geltend machen solle. Ein solches Vorgehen würde aus Sicht der Bahn auch die Planungen der Spedition, nämlich den Güterumschlag von der Straße auf die Schiene zu intensivieren, nicht beeinträchtigen. Es fand sich schließlich aber noch eine elegantere Lösung. „Im Kaufvertrag mit der Spedition haben wir ein Bestimmungsrecht festgesetzt, was die genauen Grenzen der verkauften Fläche angeht“, sagt Freitag. Verkauft wurde demnach eine „Circa-Fläche“. Die DB hat nun die Grenzen in der Weise feinjustiert, dass die für den Bahnsteig benötigte Fläche nun doch im Eigentum der DB bleibt. Die Pläne für die Regio-S-Bahn sind somit zumindest aus Ummendorfer Sicht nicht gefährdet. „Und auch die Planungen der Spedition werden dadurch nicht beeinträchtigt“, sagt Freitag.

„Ich bin Martin Gerster wirklich aufs Äußerste dankbar“, sagt ein erleichterter Bürgermeister Reichert, „ohne ihn hätten wir das nicht hinbekommen.“ Er habe zwar schon einige Male mit der DB zu tun gehabt, „aber so schnell, wie das alles funktioniert hat, das habe ich noch nie erlebt“. Für Gerster wiederum zählt vor allem der Blick aufs Ganze. „Die Regio-S-Bahn ist ein zentrales Verkehrsprojekt für unsere Region.“ Deswegen sei er höchst alarmiert gewesen, als er die Nachricht aus Ummendorf erhalten habe. Er sei froh, dass der Bürgermeister die Courage gehabt habe, sich gleich bei ihm zu melden, und den Vertretern der DB sei er dankbar für ihr schnelles Handeln. Jetzt gelte es, beim gesamten S-Bahn-Projekt voranzukommen, sagt Martin Gerster. „Momentan läuft die Kosten-Nutzen-Analyse. Wenn wir hier einen guten Wert erreichen, dann haben wir auch die Chance auf eine Bundesförderung.“

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