Während meiner gesamten Zeit als Bundestagsabgeordneter begleitete mich die Debatte um die Südbahn-Elektrifizierung. Kaum eine Veranstaltung in meinem Wahlkreis Biberach, in der dieses für die Region Bodensee-Oberschwaben so wichtige Vorhaben nicht thematisiert wurde. Die Vorzüge liegen auf der Hand: E-Loks sind energieeffizienter und klimafreundlicher als Dieselloks. Sie sind sauberer, leiser, somit deutlich anwohnerfreundlicher, zugleich ermöglichen sie höhere Geschwindigkeiten und eine Anbindung der Region an den Fernverkehr.

Trotzdem mussten dicke Bretter gebohrt werden. Ich erinnere mich gut, wie ich in meiner Anfangszeit im Deutschen Bundestag für die Südbahn geworben habe. Der enge Kontakt zu den Verkehrsstaatssekretären Karin Roth („Jede zweite Fraktionssitzung hat mich Martin Gerster auf die Südbahn angesprochen“) und Achim Grossmann hat sich ausgezahlt, als Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) die Elektrifizierung der Südbahn 2007 erstmals in den Investitionsrahmenplan des Bundes aufgenommen und mit hoher Priorität eingestuft hatte. Ein riesiger Erfolg!

Unter schwarz-gelb musste das Projekt herbe Rückschläge hinnehmen. 2009 hatte zunächst CSU-Verkehrsminister Peter Ramsauer die Finanzierungszusagen des Bundes relativiert, dann sein Nachfolger Alexander Dobrindt die Priorität der Elektrifizierung hinterfragt. Der lautstarke Protest blieb ungehört, das Projekt verschob sich um Jahre nach hinten und die Kosten stiegen.

Die Unterstützung vor Ort war umso stärker: Großer Dank gilt etwa dem Interessenverband Südbahn mit Geschäftsführer Wilfried Franke, der früh die existenzielle Bedeutung des Vorhabens erkannt hat. Nur der Hartnäckigkeit vieler Akteure in der Region ist zu verdanken, dass im März 2018 der Spatenstich erfolgen konnte.

Es war deshalb ein besonders schöner Moment, als wir nach 15 Jahren Kampf um die Elektrifizierung der Südbahn im Sommer 2021 endgültig den Schalter am Umspannwerk in Niederbingen umgelegt haben, um die 4.000 Oberleitungsmasten unter Strom zu setzen. Ab Dezember heißt es jetzt: Was lange währt, fährt endlich gut – und zwar elektrisch.