Auf dem Bild AOK-Geschäftsführerin Dr. Sabine Schwenk (re.), ihr Stellvertreter Jürgen Weber (li.) mit MdB Martin Gerster. Foto: Thomas Wöllhaf

Das Land braucht ein nachhaltiges, leistungsfähiges Gesundheitswesen. Darüber besteht ein parteiübergreifender Konsens. Wie ein solches Gesundheitswesen im Detail aussehen kann, dazu informierte sich der Bundestagsabgeordnete Martin Gerster bei einem Besuch im AOK-Haus in Biberach. Gemeinsam mit der Ulm-Biberacher AOK-Geschäftsführerin Dr. Sabine Schwenk und deren Stellvertreter Jürgen Weber diskutierte der SPD-Politiker die aktuellen Entwicklungen im Gesundheitswesen.

Das deutsche Gesundheitswesen steht derzeit vor immensen finanziellen Herausforderungen. Viele davon sind hausgemacht: Stark gestiegene Ausgaben durch neu verabschiedete Gesetze und die Veränderungen im Risikostrukturausgleich zwischen den Kassen belasten auch die Beitragszahler der AOK Baden-Württemberg. Experten schätzen, dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im Jahr 2022 ein Defizit von 16 Milliarden Euro aufweisen wird. Korrekturbedarf sieht Sabine Schwenk vor allem bei der sogenannten Regionalkomponente: „Sie setzt negative Wirtschaftlichkeitsanreize, zieht dadurch Geld aus ländlichen Regionen ab und zementiert Über- und Fehlversorgung in anderen Regionen.“ Dieses Geld werde aber dringend zur Aufrechterhaltung und weiteren qualitativen Verbesserung der Versorgung in der Region benötigt. Daher sei es wichtig, den Bund zu einem Umdenken hinsichtlich tiefgreifender ordnungspolitischer Eingriffe in die Finanzautonomie der gesetzlichen Krankenversicherung zu bewegen.

Bei der Gesprächsrunde waren sich alle Beteiligten einig, dass beim Thema Digitalisierung noch ein großes Entwicklungspotential vorhanden ist. „Die Digitalisierung ist gerade im ländlichen Raum ein großes Thema“, so Martin Gerster. „Wir müssen dringend daran arbeiten, schnellere, bessere und stabilere Datenverbindungen zu erhalten. Davon profitieren alle Bürgerinnen und Bürger und auf diese Weise lassen sich ganz neue Versorgungsstrukturen schaffen.“

Mit den Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA), auch „Apps auf Rezept“ genannt, ist ein ganz neuer, aber auch sehr teurer Bereich für Innovationen im Gesundheitsbereich entstanden. „Es ist zwar unbestritten, dass die Apps die gesundheitliche Versorgung verbessern können“, so Jürgen Weber. „Es ist aber nicht akzeptabel, dass die Krankenkassen teilweise das Fünffache dessen bezahlen müssen, was die App-Anbieter vorher auf dem freien Markt verlangt haben. Daher bedarf es dringend einer übergeordneten Versorgungsstrategie und eines gesetzlichen Rahmens zur zeitnahen Preisverhandlungsmöglichkeit bei Markteinführung.“

Um die großen Herausforderungen für Gesundheit und Pflege – sei es der demographische Wandel, die Digitalisierung oder der Klimawandel – bewältigen zu können, brauche es echte, von der Politik auf den Weg gebrachte Strukturreformen. Eine qualitativ hochwertige und zugleich effiziente Gesundheitsversorgung, die sich am Bedarf der Menschen orientiert, sei das wichtigste Ziel – und müsse auch das der künftigen Bundesregierung sein, so die Geschäftsführung der AOK Ulm-Biberach abschließend.

Die AOK Ulm-Biberach ist mit zurzeit 272.000 Kunden der mit Abstand größte Krankenversicherer in der Region: Jeder und jede Zweite sind bei der AOK versichert. Mit acht Standorten und 580 Mitarbeitenden vor Ort setzt die Versicherung auf lokale Nähe und persönliche Betreuung.

Kategorie